Kleingartenkolonie Am Hohenzollernkanal e.V.

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Verfasst am 05.05.2022 um 09:40 Uhr

Viele Tausend Liter für die Abkühlung    

Die wachsende Zahl an Gartenpools hat Auswirkungen auf den Wasserhaushalt in Berlin    

Trockenheit und Hitze führen zu einer verstärkten Nachfrage beim Bewässern und Abkühlen, aber Wasser ist nicht mehr unbegrenzt verfügbar!

Der Sommer 2021 ist uns nicht als besonders heiß in Erinnerung geblieben. Doch zumindest einen denkwürdigen Rekord brachte er in Berlin mit sich: An einem der heißesten Tage wurde in der Stadt mehr Wasser verbraucht als jemals zuvor. 960.000 m3 von dem kühlen Nass mussten die Berliner Wasserbetriebe am 20. Juni in die Leitungen pumpen – zum Waschen, Duschen, Trinken, Kochen, zum Bewässern und Baden. Hohe Temperaturen, geringe Niederschläge, der Bevölkerungszuwachs und ein geändertes Freizeitverhalten haben den sommerlichen Wasserverbrauch in den letzten Jahren nach oben schnellen lassen.


Gerade diese Nachfragespitzen im Sommer machen den Berlinern deutlich: Wasser ist nicht mehr unbegrenzt verfügbar. „Wir müssen unseren Umgang mit dem Wasser komplett umstellen“, sagte Umweltsenatorin Bettina Jarasch jüngst im RBB. „Wir müssen mit dem Wasser sehr sorgsam umgehen und uns klarmachen, wie kostbar diese Ressource ist.“


Trockenheit und Hitze: Wasserverbrauch steigt

Eigentlich ist Wassersparen in Deutschland und Berlin schon seit Jahrzehnten ein Thema: Der Trinkwasserverbrauch pro Kopf ist seit 1990 fast kontinuierlich gesunken. Doch gerade die letzten Jahre haben wieder einen Anstieg im privaten Bereich gebracht. Trockenheit und Hitze führten zu einer verstärkten Nachfrage beim Bewässern und Abkühlen. Gartenpools haben daran einen erheblichen Anteil: Vor allem seit dem Beginn der Corona-Pandemie 2020 berichten die Poolbauer deutschlandweit von einem rasant gestiegenen Auftragsvolumen.


Auch in den Gärten der Hauptstadt werden immer mehr Badebecken aufgestellt. Wie viele es sind und wie viele in den letzten Jahren hinzukamen, dazu haben weder die Berliner Wasserbetriebe (BWB) noch die Senatsumweltverwaltung konkrete Angaben. „Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl seit Beginn der Corona-Pandemie noch einmal deutlich angestiegen ist“, sagt BWB-Sprecher Stephan Natz.


Viele neue Pools in der Corona-Zeit

Wie massiv allein in den letzten beiden Jahren die Zahl der Kleinpools in Deutschlands Großstädten zugenommen haben dürfte, zeigt ein Blick nach Hamburg. Dort haben die Wasserbetriebe 2021 eine Studie zum Wasserverbrauch durchgeführt und stellen fest: Die Zahl der privaten Badebecken hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt. Rund 11 % der Hamburger Haushalte haben mittlerweile einen Pool mit mehr als 500 l Wasser, vor der Pandemie waren es nur 5 %. Und weitere 4 % der Befragten gaben im Sommer 2021 an, in den nächsten zwölf Monaten die Anschaffung eines Pools zu planen.


Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass „die Nutzung von eigenen Pools einen erheblichen Einfluss auf den Wasserverbrauch“ hat. Knapp 6 % des jährlichen Wasserverbrauchs in der Hansestadt gehen auf das Konto der privaten Badebecken, schätzen die Autoren. Übrigens: Die 33.000 Kleingärten in Hamburg tragen zu dieser Entwicklung nicht mehr bei. Denn größere Badebecken und Pools sind auf den Parzellen seit 2019 nicht mehr zulässig.


Angesichts sinkender Grundwasserstände und austrocknender Gewässer wird von einer „Wasserkrise“ in der Region Berlin/Brandenburg gesprochen. 

„Wasserkrise“ in Berlin und Brandenburg

Anders in Berlin: Hier sind auch in den letzten Jahren viele neue Badebecken aufgestellt worden. Und diese Entwicklung zum vermehrten Wasserverbrauch sehen manche mit Sorge. „Man muss sagen, dass private Swimmingpools nicht nachhaltig sind“, stellt Verena Fehlenberg fest. Die BUND-Mitarbeiterin ist Projektkoordinatorin bei der „Wassernetz-Initiative“, einem Zusammenschluss mehrerer Verbände, der sich für eine nachhaltige Gewässerpolitik in Berlin und Brandenburg einsetzt. Sie spricht angesichts sinkender Grundwasserstände und austrocknender Gewässer von einer „Wasserkrise“ in der Region. „Dafür müssen wir die Leute sensibilisieren“, sagt die Ökologin. „Den meisten ist gar nicht so bewusst, wie kostbar Wasser mittlerweile ist. Denn von den Berliner Wasserbetrieben ist über Jahrzehnte das Marketing betrieben worden: Wir haben Wasser im Überfluss.“


Die große Trockenheit der letzten Jahre hat jede Kleingärtnerin und jeder Kleingärtner in Berlin auf der Parzelle unmittelbar zu spüren bekommen. Und doch bringen viele den hohen Wasserverbrauch für ein Badebecken damit nicht in Verbindung. Ein Pool, wie er in vielen Berliner Kleingärten zulässig ist, hat ein Fassungsvermögen von über 9100 l – das entspricht 21,5 % der Trinkwassermenge, die eine Person in Berlin pro Jahr verbraucht.


„Das sind schon erhebliche Mengen“, so Verena Fehlenberg, „und diese Pools werden ja meistens mit Trinkwasser gefüllt, das in den Berliner Wäldern gewonnen wird, in unseren Wasserschutzgebieten. Dadurch sorgen wir für kontinuierlich sinkende Grundwasserstände.“ Besonderer Wassermangel herrsche etwa im Grunewald, aber auch in den Berliner Mooren, wo durch den sinkenden Pegel große Mengen Kohlendioxid freigesetzt würden – die den Klimawandel weiter anheizen.


Pools wassersparend betreiben

Auf den eigenen Pool zu verzichten, wäre vor diesem Hintergrund die beste Option, meint die Umweltaktivistin. Doch auch wer das nicht will, kann einiges tun, um den Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten. Ein Vorschlag ist, den Pool mit mehreren Familien zusammen zu nutzen. „Gerade im Kleingarten sollte man überlegen, ob wirklich jede Parzelle den eigenen Pool braucht oder ob ich nicht auch beim Nachbarn ins Wasser springen kann.“


Und um das Wasser lange frisch zu halten und mehrere Füllungen pro Saison zu vermeiden, empfiehlt Verena Fehlenberg eine tägliche Säuberung mit einem Cacher, einem Wasserstaubsauger oder einer Pumpe. Außerdem sollte der Pool immer abgedeckt werden, wenn er nicht genutzt wird. So wird er auch gegen Sonneneinstrahlung und Erwärmung geschützt. „Je mehr Partikel im Wasser sind, desto mehr Algen bilden sich und desto schneller kippt es – gerade in Kombination mit der Sonne“, erklärt die BUND-Mitarbeiterin.


Wird der Pool gut abgedeckt, kann er übrigens auch nicht so schnell zur Falle für Wildtiere werden. Sie laufen sonst Gefahr, in dem glattrandigen Becken zu ertrinken oder durch das mit Chemikalien behandelte Wasser Schaden zu nehmen.


Bodenversiegelung auf der Parzelle reduzieren

Ein wichtiger Aspekt für den Kleingarten ist auch die Bodenversiegelung. „Durch den Pool habe ich ja noch mehr Fläche im Garten, wo kein Regenwasser einsickern kann und keine gärtnerische Nutzung stattfindet“, gibt Verena Fehlenberg zu bedenken. „Daher sollte ich zumindest an anderer Stelle so wenig Fläche wie möglich versiegeln – etwa weniger Platten auf Gehwegen oder Terrassen verlegen.“


Diese Empfehlung deckt sich mit den Vorgaben des Landes Berlin für Kleingärten: Zusätzlich zur Laube dürfen demnach nur 6 % der Fläche versiegelt werden. Ein Beispiel: Bei einer Parzelle von 300 m2 sollten neben der Laube nur 17 m2 mit Platten, Beton oder anderen undurchlässigen Materialien bedeckt werden. Ein Badebecken mit 3,6 m Durchmesser nimmt davon schon 10 m2 in Anspruch.


Chemie-Wasser nicht in den Garten schütten

Dass keinerlei chemisch behandeltes Wasser aus dem Pool in den Boden gelangen darf, sollte für alle Gärtner ohnehin selbstverständlich sein. Denn Biozide töten dort wichtige Organismen wie Pilze, Algen und Bakterien ab. Wie Poolbesitzer bei der Reinigung des Wassers mit möglichst wenig Chemikalien auskommen und wie sie es vorschriftsgemäß entsorgen, lesen Sie in den nächsten Monaten in der Verbandszeitschrift „Berliner Gartenfreund“ und hier online auf Ein Pool ist nun mal keine Badewanne


Klaus Pranger, Redakteur, Verlag W. Wächter 


Dieser Textbeitrag ist in der Mai-Ausgabe 2022 der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund", Seite 5/14 bis 5/15,  erschienen und mit freundlicher Genehmigung des Verlag W. Wächter auch hier. 


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