Kleingartenkolonie Am Hohenzollernkanal e.V.

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Verfasst am 03.05.2021 um 11:00 Uhr

Artenschutz aus der Samentüte    

Bunte Vielfalt neu gemischt: Saatgut-Projekt sorgt für mehr Arten im Garten    

Wenn es in Ihrer Gartenkolonie in diesem Sommer summt und brummt, dann könnte das daran liegen, dass das Saatgut-Projekt der Stiftung Naturschutz Berlin und des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde dort schon aufgegangen ist. 65 beteiligte Kleingartenvereine haben bereits die regionale Saatgutmischung für „Kräuter- und Magerrasen“ erhalten. Die 25 Kilo, die ausgegeben wurden, sind ausreichend für insgesamt mehr als einen Hektar Fläche.


Mit einer zweiten Mischung, dem „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“, wurden in zahlreichen Parzellen insektenfreundliche Flächen angelegt. Die regionalen Saatgutmischungen stammen aus zertifizierter gebietseigener Herkunft und wurden von der Stiftung Naturschutz Berlin für die Berliner Kleingartenvereine zusammengestellt.


Mischung 1: Kräuter- und Magerrasen

Die erste Mischung, der „Kräuter- und Magerrasen“ mit mehrjährigen Wildpflanzen, verwandelt nährstoffarme, weiträumige Gemeinschaftsflächen wie Wegränder und Vereinsplätze in locker bestandene, blühende Wildkräuterflächen. Regina Otters von der Stiftung Naturschutz Berlin freut sich über Anfragen aus Kleingartenvereinen. Gesucht werden Flächen ab 50 m2, die bei einem Ortstermin auf ihre Eignung geprüft werden. Die Saatmischung ist auch eine pflegearme Lösung für schütter bewachsene Randbereiche und wenig betretene Teile von Festplätzen.


Die Erfahrungen des Saatgutprojektes haben bestätigt, dass die Ansaat im Frühling weniger erfolgversprechend ist als im Herbst. Frisch angesäte Flächen sollten in den ersten fünf bis acht Wochen feucht gehalten werden, was in der Praxis oft gar nicht so leicht ist. Hilfreich ist ein sogenannter Schnellbegrüner, der in dieser Saison zum Saatgut mitgegeben wird. Das schnell auflaufende Gras schützt die Keimlinge vor Sonne und Wind. Mit der ersten Mahd verschwindet es.


Mischung 2: Wildbienen- und Schmetterlingssaum

Die Mischungen entwickeln sich in den ersten zwei bis drei Jahren. Da mehrjährige Pflanzen langsamer wachsen als einjährige und einige Samen erst im Herbst oder im zweiten Jahr keimen, können Sie den Erfolg der Ansaat nicht sofort erkennen. Ob Nachsäen nötig ist, sollten Sie deshalb erst im zweiten Sommer entscheiden. Mit der zweiten Samenmischung, dem „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“, können Kleingärtner bestäubende Insekten direkt in ihre Parzelle locken. Hochwüchsige Pflanzen wie Natternkopf und Königskerze machen die Säume zu echten Hinguckern. Die Tütchen reichen für 2 m2. Kostenlos erhalten kann man sie vom Gartenfachberater des Kleingartenvereins.


Mischung 3: Kräuterreiche Frischwiese

Aufgrund des Erfolgs der ersten beiden Mischungen hat die Stiftung Naturschutz Berlin jetzt eine dritte entwickelt: die „Kräuterreiche Frischwiese“ mit 33 Berliner Wildblumen- und drei Gräserarten für den halbschattigen bis sonnigen Standort. In der mehrjährigen Mischung enthalten sind u.a. die Wiesen-Glockenblume, die Kuckucks-Lichtnelke und der Scharfe Hahnenfuß, auch als Butterblume bekannt. Diese für Frischwiesen typischen Arten werden in der Broschüre „Pflanzen für Berlin“ (siehe Kasten) empfohlen und sind mit ihren farbenfrohen Blüten ein Festmahl für Insekten.


Wenn Sie eine kräuterreiche Frischwiese neu anlegen möchten, genügt ein Tütchen für 4 m2. Mit dieser Menge können Sie auch 8 m2 Ihres bereits bestehenden Rasens aufwerten. Wichtig ist in diesem Fall, dass Sie den Rasen vorher kräftig vertikutieren oder in Streifen abtragen, da die bereits etablierten Pflanzen den Keimlingen sonst keine Chance lassen. Säen Sie die Mischung im Herbst oder zeitigen Frühjahr in den Rasen ein und halten Sie ihn in den ersten Wochen feucht. Innerhalb von ein bis drei Jahren verwandelt sich Ihr Rasen nun in eine Wildblumenwiese, die stetig ihr blühendes Äußeres verändert. Die Wiese muss nur zweimal im Jahr gemäht werden. Bevor Sie das Mahdgut abtragen, sollten Sie es für einige Tage an Ort und Stelle trocknen lassen, damit die Samen die Wiese weiter bereichern können. Auch diese Mischung kann kostenlos über die Gartenfachberatung bezogen werden.


Zusammen für mehr Artenvielfalt

Die drei Saatgutmischungen sind ein Ergebnis der Kooperation zwischen der Stiftung Naturschutz Berlin und dem Landesverband der Gartenfreunde mit dem Ziel, die biologische Vielfalt in Berlin zu erhalten und zu fördern. Mit der „Kräuterreichen Frischwiese“ wollen die Partner das Netz an Nektartankstellen in den Berliner Kleingärten weiter ausbauen – zur Freude von Bienen, Schmetterlingen und Tagfaltern, die auf einheimische Wildpflanzen als Nahrung angewiesen sind. Und das ist wiederum gut für Zauneidechsen oder Fledermäuse, die sich von den kleinen Gartenbewohnern ernähren. Ansprechpartner für den „Wildbienen- und Schmetterlingssaum“ und die „Kräuterreiche Frischwiese“ sind die Bezirksgartenfachberater. Vereine, die den „Kräuter- und Magerrasen“ ansäen wollen, wenden sich an Regina Otters von der Stiftung Naturschutz Berlin. Lassen Sie es summen!


Broschüre „Pflanzen für Berlin – Verwendung gebietseigener Herkünfte“

Die Broschüre „Pflanzen für Berlin – Verwendung gebietseigener Herkünfte“ wurde herausgegeben von der Senatsverwaltung für Umwelt und dem Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege Berlin. Sie steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter:

www.stiftung-naturschutz.de/veroeffentlichungen/publikationen


Stiftung Naturschutz Berlin



Dieser Textbeitrag ist in der Mai-Ausgabe 2021 der Verbandszeitschrift 'Berliner Gartenfreund', Seite 5/17, erschienen und mit freundlicher Genehmigung der Stiftung auch hier. 


Foto: Stiftung Naturschutz Berlin